HARBOR als Zentrum für Nanophysik, Chemie und Strukturbiologie eröffnet

Der neue Forschungsbau „Hamburg Advanced Research Centre for Bioorganic Chemistry (HARBOR)“ der Universität Hamburg auf dem Campus Bahrenfeld ist heute digital eröffnet worden. Damit wird die Anwendung der physikalischen Wissenschaften auf Fragen der Lebenswissenschaften möglich. Außerdem wird das Vorhaben des Exzellenzclusters „CUI: Advanced Imaging of Matter“, einen molekularen Film zu Vorgängen in der Physik und Chemie zu entwickeln, um die Molekularbiologie erweitert.  

Die Untersuchung von Strukturen und Prozessen in biologischen Systemen, wie etwa Enzymen, hat in den vergangenen Jahren enorm an Bedeutung gewonnen. Durch die direkte Beobachtung der molekularen Prozesse, die in unseren Zellen ablaufen, ist es zum Beispiel möglich, die Entstehung und den Verlauf von Krankheiten besser zu verstehen. Etwa 120 Wissenschaftler:innen werden im Forschungsbau HARBOR mit disziplinübergreifenden Ansätzen der bio(an)organischen Chemie, Photochemie, physikalischen Biochemie sowie mit Hilfe rechnergestützter Modellierung und Simulation sowohl experimentelle als auch theoretisch-numerische Konzepte und Methoden entwickeln. Ziel ist es, mit Hilfe von Licht zu verstehen, wie molekulare Systeme funktionieren und aus dem Wechselspiel zwischen Experiment und Theorie abzuleiten, wie die beobachteten Prozesse und dynamischen Strukturänderungen in Beziehung zur biologischen Funktion stehen.  Auf rund 1.300 Quadratmetern Laborfläche stehen den Wissenschaftler:innen dafür gemeinsame Einrichtungen für Kernspinresonanzspektroskopie, Röntgenbeugung, Massenspektrometrie sowie für modernste ultraschnelle optische Spektroskopie und Schwingungsspektroskopie zur Verfügung.

Katharina Fegebank, Wissenschaftssenatorin: „Die heutige Eröffnung des HARBOR ist ein weiterer großer Schritt in der Entwicklung der Science City Hamburg Bahrenfeld. Was hier in den kommenden Jahren entsteht, ist wirklich einzigartig – mit dem HARBOR als wichtige Säule unserer Wissensmetropole. Hier wird zukünftig Spitzenforschung auf internationalem Niveau stattfinden. Im HARBOR werden künftig molekulare Prozesse menschlicher Zellen untersucht, um die Entstehung und Entwicklung von Krankheiten besser zu verstehen und zu bekämpfen. Ich bin gespannt zu sehen, wie unsere Wissenschaftler:innen rund um Prof. Dr. Arwen Pearson die Räume mit Leben füllen werden und wünsche allen Forschenden einen tollen Start am neuen Standort.“

Prof. Dr. Dr. h.c. Dieter Lenzen, Präsident Universität Hamburg: „Ich freue mich sehr, dass die Universität Hamburg heute mit HARBOR einen neuen Forschungsbau auf dem Campus Bahrenfeld eröffnen kann. Der Blick in kleinste molekulare Strukturen wird dazu beitragen, den ganz großen Schritt in Richtung eines international sichtbaren Forschungscampus zu gehen, einem DER Standorte der Zukunft in Deutschland. Bereits jetzt sind dafür hervorragende Expertise und Infrastruktur vorhanden, in die sich HARBOR als interdisziplinäre Brücke zwischen unseren Forschungsschwerpunkten ‚Photonen- und Nanowissenschaften‘ sowie ‚Infektionsforschung und Strukturbiologie‘ bestens einpassen wird. Ich danke dem Bund und dem Land für diesen besonderen Neubau, der auf die Belange der exzellenten Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler zugeschnitten wurde.“

Prof. Dr. Heinrich Graener, Dekan der Fakultät für Mathematik, Informatik und Naturwissenschaften, Universität Hamburg: „Im Forschungsbau HARBOR werden Themen der Molekularbiologie mit Denkweisen der Biochemie und den physikalischen Wissenschaften zusammengeführt. Die Forschung erweitert das bisherige Forschungsspektrum der statischen Strukturbiologie auf dem Campus Bahrenfeld um dynamische Aspekte und profitiert zugleich von der unmittelbaren Nähe zur innovativen Forschungsinfrastruktur vor Ort sowie den theoretischen Beschreibungen.“

Prof. Dr. Arwen Pearson, leitende Wissenschaftlerin im HARBOR: „Mit der Infrastruktur von HARBOR sind wir perfekt aufgestellt, um alle Aspekte eines zeitaufgelösten strukturbiologischen Experiments zu bewältigen. HARBOR befindet sich auf dem Science Campus Bahrenfeld, in unmittelbarer Nähe zu den großen Forschungsinfrastrukturen PETRA III und European XFEL. So können wir die Vorteile unserer engen Zusammenarbeit mit unseren Campus-Partnern am EMBL, DESY, CSSB und dem Max-Planck-Institut für Struktur und Dynamik der Materie sowie dem European XFEL optimal nutzen. Das bedeutet, dass wir nicht nur unsere eigene Arbeit vorantreiben können, sondern auch als Schnittstelle fungieren, die der nationalen und internationalen Forschungsgemeinschaft ergänzende Infrastruktur und Fachwissen zur Verfügung stellt.“

Martin Görge, Geschäftsführer Sprinkenhof GmbH: „Die besonderen Herausforderungen dieses Forschungsgebietes definieren sehr spezielle Nutzungsanforderungen, die sich in einem hochkomplexen und sehr individuellen Gebäude miteinander verwoben wiederfinden müssen. Daher freuen wir uns, mit der Fertigstellung des HARBOR einen weiteren Baustein im Ausbau des Wissenschaftsstandortes Hamburg erstellt zu haben und möchten uns an dieser Stelle für die gute Zusammenarbeit mit der Universität Hamburg und der BWFGB bedanken.“

Hintergrund

HARBOR bietet auf knapp 3.000 Quadratmetern Nettonutzfläche Platz für etwa 130 Mitarbeitende. Die Wissenschaftler:innen werden in acht Arbeitsgruppen in den Abteilungen Spektroskopie und Imaging, Strukturmolekularbiologie, Synthesechemie und Theorie forschen. Das Gebäude wurde im Auftrag der Behörde für Wissenschaft, Forschung, Gleichstellung und Bezirke (BWFGB) von der Sprinkenhof GmbH im Mieter-Vermieter-Modell realisiert. Die Gesamtprojektkosten belaufen sich auf rund 32 Millionen Euro, davon hat der Bund 13,75 Millionen Euro übernommen. Die Fassade des Neubaus zieren 6.000 schwarze Keramikplatten. Als durchgehendes Element stehen sie symbolhaft für die Dynamik des Baukörpers und der Forschung, die in Zukunft hier beheimatet sein wird.

Die Science City Hamburg Bahrenfeld

In der Science City Hamburg Bahrenfeld wird Wissenschaft zum Motor von Stadtentwicklung. Rund um den Forschungscampus in Bahrenfeld entstehen neue wissenschaftliche Institute und Einrichtungen sowie rund 2500 Wohnungen. Das Zukunftsbild umfasst vier Schwerpunktthemen: der Ausbau des Forschungszentrums DESY, die Entwicklung der Universität Hamburg, die Entstehung des Innovationsparks Altona sowie die „Quartiere am Volkspark“. Ziel ist ein großer lebendiger Stadtraum, in dem Arbeiten, Forschen, Studieren, Wohnen und Leben miteinander verbunden wird.

Campus des Zukunftprojekts Science City nimmt mit Hamburg Advanced Research Centre for Bioorganic Chemistry (HARBOR) weiter Form an. Foto: Miguel Ferraz